Das Universum, das andere die Bibliothek nennen, setzt 
        sich aus einer undefinierten, womöglich unendlichen Zahl ineinander 
        verschachtelter Bildschirme zusammen, auf denen die verschiedenen Medienströme 
        zusammenlaufen: 
        Ein Fernseher implodiert in einer nicht enden wollenden Schleife (lief 
        eben nicht noch der Showdown einer Direktübertragung: ein Fadenkreuz 
        legt sich über ein Gebäude - die Bibliothek von Sarajewo [1]? 
        - die Bombe trifft ihr Ziel mit programmierter Selbst-Sicherheit) - ein 
        Mausklick startet die Metamorphose eines Fernseh-Schirms in einen Standard-Computer-Screen, 
        eine Weltkugel dreht sich, unendlich lange Ladezeiten für ein kleines 
        Icon, das ein sich permanent aufblätterndes Buch darstellt. Schreibmaschinen 
        oder Maschinengewehrsalven dröhnen im Hintergrund. Nichts weiter? 
        Ich klicke auf das Buch ... die Weltkugel dreht sich wieder - jetzt ist 
        es noch deutlicher zu erkennen, es sind Netze 
[2] , die 
        sich um die Welt legen - ein Text erscheint: 
        "Das Computernetz befreit den Autor von seinem Verleger. Ungehindert [...] 
        kann ein schreiblustiger Autor Buch nach Buch direkt ins Netz werfen. 
        [...] Die Sätze wollen nicht länger eine Verbindung mit Vorgängern 
        und Nachfolgern eingehen. Nach jedem Satz kann im Prinzip jeder andere 
        folgen [...] Virtuelles Schreiben bedeutet: Sprache produzieren, die nur 
        im Arbeitsspeicher existiert. [...] Der real existierende Cyberspace ist 
        ein 
Text-based Environment, nicht als Folge einer kulturellen Entscheidung, 
        sondern einer technischen Begrenzung [...] Der flüchtige Computext 
        ist die ironische Rückkehr der Schrift, nachdem das Wort im Zusammenhang 
        der Bildkultur für tot erklärt worden war [...] Virtuelles Schreiben 
        ist die Antwort der Schrift auf die Designermedien, weil es keine Form 
        sucht, um sich zu materialisieren [...] sondern um sich stattdessen im 
        elektronischen Universum einen neuen Raum zu schaffen, um überallhin 
        gelangen zu können." 
[3] 
        Auf der Oberfläche dieses Textes sind einige Worte blau markiert 
        
[4], andere rot. Im neuzeitlichen Informationsdesign 
        der "Softmoderne", des Infotainments scheinen die Worte ihre alte Unschuld 
        verloren zu haben - sie blitzen am Bildschirm als aktive Programmelemente 
        des Hypertextes auf, als 
hotspots, 
keywords, Absprung-Marken 
        saugen sie den Leser nicht mehr in den Text hinein, sondern stoßen 
        ihn vielmehr ab und schleudern ihn in das weite Feld digitaler Kommunikationsstrukturen 
        hinaus. 
        
 Medienwechsel: Druckkultur - digitale Medienwelten
        Versammelten, speicherten und bewahrten die Texte der Druckkultur noch 
        Informationen und poetische Energie in einem geschlossenem Korpus, so 
        sind die Dokumente des Netzwerk-Kultur eher exzentrisch, verweisen auf 
        andere Texte, Archive, Medien, Server ... 
        Leser und Schreiber sind jetzt mit denselben Maschinen und 
tools 
        angeschlossen, schreiben und lesen gleichzeitig an einer über die 
        ganze Welt verteilten und zerstückelten Textur 
[5]: Copy/Paste ... Send/Receive ... 
        Die Wissensarchitekturen von Bibliotheken 
[6], Universitäten, Konferenzen, persönlichen Bücherregalen, 
        Schreibtischen, Buchhandlungen, Zeitschriften ... lassen sich - mehr oder 
        weniger komfortabel - direkt auf dem Bildschirm realisieren. 
        Während sich die Gedankenbilder der Moderne noch hauptsächlich 
        auf den Oberflächen von Buchseiten 
[7] vollzogen, 
        spielen sich postmoderne Denk-, Forschungs- und Einbildungsprozesse direkt 
        auf oder vor Monitoren ab - und die 'Literatur' des Informationszeitalters 
        wird zu einem Netzwerk untereinander verknüpfter Dateien. 
        In der Druckkultur blieben die produktiven Momente der Entstehung von 
        neuen Text-Kompilaten, Versionen und Konstellationen ein Privileg der 
        Schreiber - die virtuell '
online' 
[8] mit der 
        Literatur, der Wissenschaft, dem kollektiven Gedächtnis waren. Der 
        universelle User hat jetzt alle Operationsmöglichkeiten der Recherche, 
        der Verknüpfung und der Re- Kompilation von Texten und Dokumenten 
        ganz konkret auf seinem Terminal zu Verfügung - die Frage ist nur, 
        ob er diese auch aktiv als Kulturtechnik nutzen kann. 
        Während das Ziel des 'reinen' (
offline) Text-Editings 
[9] 
        am Computer in der Visualisierung und Gestaltung von Ideen/Gedankenbildern 
        liegt, öffnet sich im 
online-Schreiben [10] 
        der Schreib-Raum in ein kommunikatives und soziales Netz-Werk und verläßt 
        somit vollständig die Darstellungs- und Vermittlungsparadigmen der 
        Schriftkultur. 
        Der privilegierte geschützte (von den Experimenten der literarischen 
        Moderne destruierte und von der Postmoderne unendlich ausgeweitete) 'innere 
        Schreibraum' des einzelnen 'Users' öffnet sich in eine vernetzte 
        Wissens- Architektur hinein. Hier entstehen Zonen
[11] , in denen die bürgerlichen Trennungen von privaten und 
        öffentlichen Räumen aufgelöst werden. 
        
Online-Texte glänzen weniger durch stilistische und rhetorische 
        Figuren oder den Gebrauch metaphorischer Formulierungen, sondern eher 
        durch kontextbezogene Aktivitäten, Hin- und Herschalten zwischen 
        verschiedenen Ebenen, Querverbindungen, Schnelligkeit des Austausches 
        - sie thematisieren den Raum zwischen verschiedenen Text-Fragmenten - 
        inszenieren und bearbeiten intertextuelle Strukturen. 
        Das ist nun freilich nichts neues. 
        
 'Hoch die internationale Intertextualität!'
        Jeder Text schreibt sich ein in ein intertextuelles Ensemble künstlerischer 
        / kultureller / formaler / kanonischer / biographischer Konstellationen. 
        
        Jedes Wort produziert Bedeutungen erst im Kontext der umgebenden sprachlichen 
        Einheiten - alles Geschriebene ist 'Zitat': Entwendung gelesener Schriften. 
        
        Neu ist allein die konkrete Zusammenschaltung sämtlicher Lese- und 
        Schreibvorgänge im Netz - auf einer einzigen Oberfläche. Die 
        Intertextualität 
[12] der Druckkultur ist eine 
        virtuelle, in literarischen Texten explizit hergestellte, produzierte. 
        Die Intertextualität im Netz ist konkret, flach, pragmatisch, real(istisch). 
        
        D.h. die Dokumente/Fragmente 'treffen' sich tatsächlich - ein 
link[13] führt tatsächlich zu einer (oder mehreren) Referenzstelle(n) 
        im selben Text (vgl. die Fußnoten!) oder in anderen Texten. 
        Die Poetik eines 
link liegt keineswegs in der bloßen Anspielung, 
        in einer metaphorischen oder impliziten Bezugnahme, sondern vollzieht 
        sich in einem wirklichen Sprung, einer tatsächlichen Koppelung - 
        eine Poetik des Transports. (Was nichts über die 'Qualität' 
        oder Literarizität aussagt - ausgedruckt sind Netzwerktexte zumeist 
        langweilig und 'nicht lesbar'.) 
        Deshalb ist das Schreiben und Lesen im Netz zwar strukturähnlich 
        zu literarischen Produktions- und Rezeptionsformen - aber im Netz geschieht 
        Lesen und Schreiben gleichzeitig auf einer Oberfläche, es gibt außerdem 
        keine Hierarchisierung zwischen Primärtexten und Sekundärtexten. 
        Darüber hinaus verschwinden die Unterschiede zwischen Produktion 
        und Rezeption, so daß etwa der Leser im Netz Fußnoten, Randbemerkungen 
        und Kommentare in die Netztexte einfügen kann, und damit Funktionen 
        übernimmt, die im Informations- Kreislauf der Buchkultur nur den 
        Autoren oder Herausgebern bzw. den Kommentatoren und Kritikern zukommen. 
        
 Home-Page
        Das Abenteuer des virtuellen Schreibens und Lesens kann im Prinzip überall 
        anfangen. Die leere Seite gibt es nicht mehr. Der Bildschirm ist immer 
        schon bevölkert mit Zeichen, Menus, Icons, Platzhaltern, Demotexten, 
        Beispiel-Layouts, Hilfe- Buttons ... 
        Das Lesen und Schreiben im Netz
[14] hinterläßt endlose 
history-Listen (in denen 
        alle bereits besuchten Orte, Seiten, Worte genaustens verzeichnet sind), 
        hotlists (Lesezeichen
[15], besonders markierte Stellen) und temporär auf der eigenen 
        Festplatte niedergelegte Text-Fragmente, die dort einer Weiterverarbeitung 
        harren. 
        Aber das A und O in diesem Dokuversum
[16] untereinander vernetzter Texte sind die 
Home-Pages 
        [17]: Ausgangsseite/Abflugterminal der eigenen Leseabenteuer 
        (mit den Adressen der am häufigsten besuchten '
Locations') 
        auf Seiten der Leser bzw. Empfangsseite/Inhaltsverzeichnis der jeweiligen 
        
WWW-Sites auf Seiten der Anbieter. Die Home- Page ist also einerseits 
        eine Erweiterung der Desktop-Oberfläche 
[18], die 
        die Absprungorte zu verschiedenen Netzwerk- Projekten verzeichnet - vergleichbar 
        vielleicht mit der Ansicht eines Bücherregals, auf dem die verschiedensten 
        Medien zur Entnahme bereitstehen. Im Netz selbst stellen sie das Aushängeschild 
        der jeweiligen Projekte dar, vergleichbar mit Titelseiten von Büchern, 
        mit Schaufenstern von Buchhandlungen/Videoshops oder Start- und Demo- 
        Bildschirmen von Programmen, die eine Übersicht der hier zu lokalisierenden 
        Dokumente und Projekte ins Auge springen lassen. 
Home-Pages fordern 
        entweder zum Eintreten auf oder veranlassen den umherschweifenden Leser 
        zum Weiterreisen. 
        Als ästhetisches Stilmittel finden sich solche Ausgangs- und Knotenpunkte 
        künstlerischer Prozesse in Werken und Genres, die im weitesten Sinne 
        einer Poetik des offenen Kunstwerkes
[19] zuzurechnen sind. 
        Als strukturelle Modelle - 
interfaces - für solche Konstellationen 
        funktionieren bevorzugt räumliche Formationen, die asynchrone Vernetzungen 
        verschiedener Materialien, Medien und Handlungsprozesse zulassen: Landkarten, 
        wie etwa der (imaginierte) Plan einer Stadt oder eines Hauses in der klassischen 
        Gedächtniskunst (als kulturelle Speicherplätze), die sich in 
        vielfältiger Weise auch in der Literatur wiederfinden: etwa bei James 
        Joyce 
[20], der den ganz normalen Tag des 16. Juni 1904 
        auf den Stadtplan von Dublin projiziert, oder der Querschnitt durch ein 
        Pariser Wohnhaus 
[21] , das als Home-Page für einen 
        Roman dient, in dem die Technik des 
mise en abyme - verbunden mit 
        vielfältigen Katalogisierungen und Indexlisten - topographisches 
        Lesen ermöglichen. 
        Was machen eigentlich die zwanzig bis dreißg Millionen Menschen, 
        die über zwei bis drei Millionen Computer weltweit an das Internet 
        angeschlossen sind oder die 'unzähligen' User, die über alternative, 
        teils lokale Netze (Fidonet, Z-Net u.a.) an Mailboxen
[22] angeschlossen sind? 
        Das, was sie immer am Computer tun: 
        
 - Sie lesen und schreiben.
         - Sie senden und empfangen.
         - Sie spielen Theater (innere Bühne und Desktop-Interaktion).
         - Sie suchen ...
        Die Kulturtechniken des Schreibens und Lesens spielen sich nicht erst 
        seit dem Aufkommen des Computers in sozialen, kulturellen und medialen 
        Netzwerken 
[23] ab. 
        
 Enzyklopädie: Baum des Wissens
        Als Denis Diderot und Jean Le Rond d'Alembert am Vorabend der französischen 
        Revolution mit dem Projekt Enzyklopädie ein universelles Wörterbuch 
        der schönen und mechanischen Künste zusammentragen, ist dieses 
        Unternehmen nur als ein kooperatives Schreibprojekt unterschiedlichster 
        Experten zu bewerkstelligen. Die Vernetzung der einzelnen - alphabetisch 
        geordneten Wissensbausteine - geschieht über die Darstellung eines 
        Wissensbaumes
[24]. Auf dieser 'Weltkarte des Wissens' können die verschiedenen 
        Wissensgebiete überblickt werden, so daß Zusammenhänge, 
        Verzweigungen, Hierarchien der einzelnen Wissenspartikel deutlich werden. 
        Im Gegensatz zum linearen Lesen arbeitet man sich durch die Enzyklopädie 
        mittels sachbezogener, struktureller und sprachlicher Verweise.
[25] Der Leser wird somit zum aktiven Bestandteil der Wissensorganisation. 
        Er kann selbst - unterstützt durch Karte und alphabetische Register 
        - eigene Wissenspfade abschreiten. 
        Gerade die Tafeln und Abbildungen 
[26] der Enzyklopädie setzen neue Standards im Wissensdesign 
        und tragen wesentlich zur praktischen Umsetzung und Anwendung des Wissens 
        - vor allem in den Bereichen Handwerk, Kunst und Buchdruck bei. 
        Die Enzyklopädie projizierte den klassischen Baum des Wissens auf 
        eine Landkarte, um Verbindungslinien und Knotenpunkte zwischen den unterschiedlichen 
        Wissenschaften aufzuzeigen. Auf den Oberflächen informationsverarbeitender 
        Environments werden diese Konzepte in Verfahrensweisen zum Verknüpfen 
        und Prozessieren von Ideenobjekten weiterentwickelt: 
        Experimentelle literarische Verfahren wie 
cut- up, intertextuelle 
        Verknüpfungen, Verschachtelungen, Labyrinthstrukturen dringen als 
        diskursive Methoden in den Wissensraum ein, beschleunigen die allgemeine 
        Zirkulation und das Zusammenfließen von Informationen aus unterschiedlichen 
        Bereichen, schaffen Anschlußmöglichkeiten und Schnittstellen 
        zu anderen Wissensgebieten. Kurzschlüsse und Interferenzen zwischen 
        Diskursen werden zu produktiven Feldern, in denen sich Entdeckungen, Erfindungen 
        und Innovationen abspielen. 
        Das Denken selbst ereignet sich in den Zwischenräumen, im Übergang 
        von einem Gebiet in ein anderes. Wissen, wissenschaftliche Forschung, 
        ja selbst der Akt des Lesens können nicht mehr bloße Aufnahme 
        gegebener Informationen sein, sondern entstehen prozessual im Anzapfen 
        der im Netz zirkulierenden Informationspartikel. 
        Die Kartographie der Computerkultur verzeichnet durchaus einige Projekte, 
        die vom Anspruch, vom Engagement der Beteiligten und von den sozialen 
        und kulturellen Vernetzungsprozessen, die sie begleiten und auslösen, 
        einen enzyklopädischen Charakter haben. 
        
 Projekt Gutenberg
        Das Projekt Gutenberg stellt in Kooperation mit anderen Initiativen einen 
        öffentlichen Netz- Zugriff auf digitalisierte Bücher zur Verfügung, 
        deren Copyright abgelaufen ist: 
        
 "Unser Ziel ist es, bis zum Dezember 2001 eine Trillion elektronische 
          Texte verteilt zu haben - d.h. 10.000 Titel an hundert Millionen Leser. 
          Elektronische Texte, die sowohl von Menschen, als auch von Maschinen 
          gelesen werden können."[27] 
        Der Gebrauch einer solchen ungeheuren Textmasse in 'reinem' ASCII-Format 
        (d.h. ohne jegliche typographische Auszeichnungen - fette Überschriten, 
        kursive Zitate - oder hypertextuelle Verweisstrukturen wie Inhaltsverzeichnisse, 
        Register, Schlagworte) scheint allerdings begrenzt - diese Art von 'flachen 
        Texten' eignen sich höchstens als Recherche-Material, das mit Volltextsuche 
        nach bestimmten 'Stellen' durchforstet wird, die dann zu einem gezielt 
        ausgewähltem Zitatenschatz- Depot 
[28] ausgebaut 
        werden können. 
        Da ist Raymond Queneau konzeptuell schon weitergegangen, indem er dem 
        Leser eine Maschine zur Generierung von hundert Milliarden Sonetten abgeboten 
        hat: 
        
 Sonett-Maschine
        Nachdem im Verlauf der Literaturgeschichte unzählige konzeptuelle 
        (virtuelle) Dichtungsmaschinen, Kombinatoriken und narrative Konzepte 
        entworfen worden sind, die einen aktiven Leser verlangen - die aber allesamt 
        aufgrund produktionstechnologischer Trennungen und grundlegend verschiedener 
        medialer Ausstattung von Autor und Leser kaum zu 'wirklicher' poetischer 
        Aktivität der Leser führten - stellt Raymond Queneau aus dem 
        Umfeld der Gruppe 
OULIPO (l'Ouvroir de LittÇrature Potentielle) 
        1961 endlich eine verbesserte Buch-Hardware zum Gebrauch als Dichtungsmaschine 
        vor: zehn Sonette sind auf zehn verstärkten Seiten so gedruckt, daß 
        der Leser zeilenweise blättern - und somit alle Zeilen aller Seiten 
        miteinander kombinieren - kann: eine kombinatorische Poesie-Maschine
[29] für alle. 
        
 Expanded Books
        Daß elektronisches Lesen keinesfalls heißen muß, auf 
        die gewohnten Funktionalitäten des Buch-
Interfaces zu verzichten, 
        zeigen die sogenannten 
Expanded Books [30]. Sie 
        stellen die bisher gelungenste Umsetzung von Buch- Benutzer-Metaphern 
        auf den Computer dar. 
        Das Anwendungsgebiet dieser elektronischen Texte klingt fast nach klassischen 
        hermeneutischen Operationen: es sollen optimierte Operationen für 
        aktives Lesen und Rezensieren am Bildschirm (wie Suchen, Markieren, Anmerken, 
        Exportieren ... ) unterstützt werden. 
        Die Grenzen der 
Expanded Books liegen darin, daß sie eben 
        doch nur 'erweiterte Bücher' 
[31] sind und durch 
        die klare Trennung von Autor/Leser-Funktionen die revolutionären 
        Möglichkeiten des elektronischen Publizierens nicht voll ausnutzen. 
        
 Roman als Kartenspiel
        Döblins Diktum - man könne die Erzeugnisse der Epik unbedenklich 
        in Stücke zerschneiden, sie würden dennoch lebensfähig 
        bleiben - setzt Marc Saporta 1962 in einen zum Kartenspiel umfunktionierten 
        Roman um. Offene Kompositionsformen der seriellen Musik, Mallarmés 
        Aleatorik, die 
cut-up-Methode William Burroughs gehen in die Funktionalität 
        dieser literarischen 'Karten-Misch-Maschine' genauso ein wie narrative 
        Spielformen des Noveau Roman. 
        In Anlehnung an künstlerische Buch-Objekte wird bei diesem Experiment 
        nicht nur die Typographie aufgelöst, sondern der materielle Körper 
        des Buches selbst wird auseinandergerissen: 
        Öffnet der Leser die Buch-Box, so findet er darin einen Stapel von 
        einhundertundfünfzig unpaginierten Karten nebst einer Gebrauchsanweisung
[32]. 
        
 Schwamm
        Schwamm 
[33] ist eine auf dem Computermonitor erscheinende 
        weitverzweigte Geschichte. Texte und Bilder werden in verschiedenen Genres 
        (Erzählung, Skizze, Spiel, Rätsel, Dokument etc.) kombiniert 
        - erst die aktive Mitarbeit des Lesers bahnt einen Weg durch dieses Erzählgeflecht, 
        öffnet die vom Autor als Möglichkeitsfelder angelegten sprachspielerischen 
        Gebilde, deren Realisation und Ausgestaltung von den Aktivitäten 
        und Entscheidungen der Benutzer abhängt. 
        Der Leser kann entweder direkt in bestimmte 'Kapitel' gehen oder über 
        einen Index zu bestimmten Stellen der Geschichte. Das Auswählen bestimmter 
        Verzweigungen über (versteckte) Bild- oder Textelemente verändert 
        'wirklich' den Lauf der geschichteten Geschichte(n). 
        
 Paperassen
        Man braucht sich bloß die Manuskripte von Proust oder Joyce anzuschauen, 
        um den immensen Widerspruch zwischen den raumgreifenden Ausschweifungen 
        multidimensionaler Schreibbewegungen und der eingegrenzten Fläche 
        der Buchseite studieren zu können. Gerade die Proustsche Methode 
        der 'memoire involuntaire' arbeitet sich von außen nach innen in 
        letztlich unendlichen Verschachtelungen von Episoden, die immer weitere 
        Erinnerungsprozesse freisetzen: selbst auf den Korrekturbögen nahm 
        Proust immer weitere Einfügungen vor, so daß letztlich nur 
        ein praktischer Trick der Haushälterin die Fortbewegung der verzweigten 
        Textmengen sichern konnte: bis zu 1,50 m lange ausfaltbare Paperassen 
        werden leporelloartig am Rand der Seiten angenäht. Proust hat - die 
        Effekte und Wirkungen seines Schreib-Experiments ständig reflektierend 
        - auch schon eine aktive Rolle des Lesers entworfen, der als Benutzer 
        seiner 'literarischen Maschine' in den literarischen Kommunikationsprozeß 
        mit einbezogen ist. Er fordert den Leser immer wieder auf, den Text als 
        Brille, Teleskop, Mikroskop ... zu benutzen - Anschlüsse 
[34], 
        Verbindungen zu eigenen Erinnerungs- und Wahrnehmungsprozessen herzustellen. 
        
[35] 
         Julio Cortazar: Himmel+Hölle
        Eine andere extreme Grenzerfahrung narrativer Struktur-Spiele bietet Julio 
        Cortazars Roman 
Rayuela, der dem Leser in einem Wegweiser ausdrücklich 
        verschiedene Lese-Wege durch den Text anbietet und ihn wirklich zum Hin- 
        und Herblättern verführt - programmierte Endlosschleifen in 
        den Verweisen drängen den Leser zu eigenen Entscheidungen. 
        
 Lesemaschinen
        An anderer Stelle hat Cort zar eine Maschine zum Lesen entworfen, die 
        
RAYUEL-O-MATIC[36] - ein Liegemöbel mit einer Art Musiktruhe, in der Bar 
        und Lese-Mechanismus nebst Programm-Knöpfen untergebracht sind. Raymond 
        Roussel wollte die Verschachtelung seiner Texte, die durch endlose Aufzählreihungen, 
        Abschweifungen, Fußnoten und Parenthesen mit 9-fachem Verschachtelungsgrad 
        schwer zugänglich sind, durch mehrfarbigen Druck übersichlicher 
        gestalten - doch seine Verleger lehnten solch aufwendige Verfahren im 
        Jahre 1932 ab. 
        Bei einer surrealistischen Ausstellung wird dann 1937 eine "Roussel-Lesemaschine" 
        gezeigt, für die der Text auf Pappkarton nach der Art eines Rundregisters 
        montiert wird: der obere Rand ist je nach Verschachtelungsgrad mit einer 
        anderen Farbe versehen. Die Karten sind um die Achse einer Trommel angebracht, 
        die der Leser mittels einer Kurbel mit der rechten Hand dreht, während 
        er mit der linken die gewünschte Textkarte an einer nach oben stehenden 
        farbigen Marke festhält, so daß die zusammenhängenden 
        Textkarten (einer bestimmten Verschachtelungsebene) hintereinander aufgeblättert 
        werden können. 
        
 Tele-Phon-Buch
        Es klingelt. Hallo. Wer spricht? 
        Radikal in der Anwendung medialer Diskurstechniken ist Avital Ronells 
        Theorie-Experiment "The Telephone Book". In Layout und Organisationsweise 
        strukturell an die Funktionsfähigkeit eines Telefonbuches angelehnt, 
        führt es die 'Dekonstruktion des Phonozentrismus' konsequent auch 
        in den eigenen Sprachgebrauch ein: 
        Das Medium Telefon arbeitet als aktive/lebende Metapher im Hintergrund 
        des zur Telefonzentrale umgerüsteten Buches. Die verschiedenen Diskurse 
        ('Technology', 'Schizophrenia', 'Electric Speech') werden im Sinne telekommunikativer 
        Verbindungen zusammengeschaltet: weiße und gelbe Seiten, 
long-distance 
        calls, 
return calls (z.B. Derrida mit Freud), 
local calls. 
        Die Diskurspartner heben ab, legen auf, lassen das Telefon klingeln. Ein 
        Spiel mit Typographie und Layout führt den Leser vom linearen Leseweg 
        ab und verführt ihn dazu, Querverbindungen herstellen, von einem 
        Strang zu einem anderen zu springen, sich zu verirren. 
        Das Manual 
[37] für Benutzer warnt mich ausdrücklich 
        vor dem Gebrauch dieses Buches. 
        
 MEMEX
        "This has not been a scientist's war ..." hebt der visionäre Prätext 
        der Hypertext-Idee an ... (Bush 1945:101) und versucht im Folgenden die 
        Wissenschaft von der unmittelbaren Kriegsproduktion auf (zivile) Wissensproduktion 
        umzuprogrammieren: 
        Vannevar Bush, der wissenschaftliche Berater Präsident Roosevelts 
        und Koordinator amerikanischer Wissenschaftler, veröffentlichte 1945 
        in einem Artikel "As We May Think" (Bush 1945:101-108) seine Visionen 
        über den Einsatz von Computern für ein wissenschaftliches Informationssystem 
        
Memex. Im Gegensatz zu einer hierarchischen und abstrakten Indexierung 
        bisheriger (relationaler) Datenbanken, die nur numerische oder alphabetische 
        Sortierungen erlaubten, sollte 
Memex ein 
Online- Text- und 
        Retrievalsystem mit assoziativem Zugriff auf Texte, Fotos, Zeichnungen 
        und persönliche Notizen sein. 
        Die Suchwege, sogenannte "Knowledge Trails", der unterschiedlichen Benutzer 
        knüpfen im unstrukturierten Datenbestand Netze, die Wissenspfade 
        der Benutzer festhalten, indem sie ausgesuchte Textstellen mit Grafiken 
        oder anderen Textstellen assoziativ verketten. Randbemerkungen, Fortschreibungen, 
        Kommentare sind jederzeit möglich, ebenso die Weitergabe von Wissens- 
        Pfaden an andere Benutzer. 
        
 Europäisches Tagebuch
        Ein anderes Netzwerk-Projekt setzt an der Schnittstelle Macht/Ohnmacht, 
        Zentrum/Peripherie, privat/öffentlich an und nutzt die neue Qualität 
        des offenen hybriden Informationsraumes aus, um eine alte literarische 
        Form im Kontext neuer Öffentlichkeiten radikal anders zu benutzen. 
        
        Die persönliche Form des Tagebuchs wird direkt ins Netz geschrieben. 
        Ausgehend vom 'Zagreb Diary', in dem der Holländer Wam Kat seit Frühjahr 
        1992 seine persönlichen Eindrücke vom Kriegsgeschehenn im ehemaligen 
        Jugoslawien - 'gewissermaßen wie offene Briefe an meine Freunde 
        oder an Menschen, die ich für Freunde halte'- über Computernetze 
        öffentlich macht, werden persönliche Eintragungen, subjektive 
        Geschichten und Erlebnisse quer durch Europa in Netzen gesammelt und zusammengetragen 
        - und somit der offiziellen Medien- und Nachrichtenstruktur, den immer 
        gleichlautenden Agenturmeldungen entgegengesetzt. 
        connect. 
[38] Die Lektüre digitaler Text-Netzwerke
[39] fordert und ermöglicht eine aktive Beteiligung des Lesers, 
        dessen gezieltes Umherschweifen durch die Text-Landschaften ihn zum Mittäter 
        
[40] macht. 
        Während in den frühen Manuskripten sich die Autoren für 
        ihre (physische) Abwesenheit entschuldigten und als einzige Rezeption 
        der Texte ein lautes Vorlesen infrage kam, beginnen viele (nicht digitale) 
        Texte über neue Schreibtechnologien oft mit der voranstehende Klage, 
        daß der zu lesende Text (leider) nur in gedruckter Form vorliege, 
        was dem Inhalt durchaus nicht adäquat sei und außerdem eine 
        Zumutung für den Leser darstelle, der sich den Text doch lieber gleich 
        als Hypertext
[41] besorgen solle. 
        Dieses Argument ist ebenso rhetorische Übertreibung und ein Stück 
        weit ideologische Verbrämung wie die schon eingangs erwähnte 
        Rede vom Ende der Gutenberg-Galaxis
[42]. 
        Es überschätzt die noch wenig entwickelten Diskursformen digitaler 
        Textnetzwerke 
[43] (Hypertexte, Hypermedia und den ganzen 
        Bereich der '
online-Literatur') und unterschätzt andererseits 
        auch die gestalterischen Möglichkeiten und rhetorischen Konzepte, 
        die sich im Laufe der Geschichte des Schreibens als Kulturtechniken herausgebildet 
        haben. Neben literarischen Experimenten quer durch die Literaturgeschichte 
        werden - gerade in Übergangszeiten des Medienwechsels
[44] Innovationen und Diskursexperimente hervorgebracht, die sich 
        geradezu als Antizipation des virtuellen Schreibens in digitalen Netzwerken 
        lesen lassen. Eine interdisziplinäre Sichtweise könnte eine 
        gleichermaßen technik- und kulturkritische - dekonstruktive Praxis 
        
[45] im Umgang mit den neuen Medien provozieren. 
        
 Die Imaginäre Bibliothek
        Nach verschiedenen Projekten auf Medienfestivals, in denen PooL-Processing 
        
[46] versucht hatte, vor Ort einen ironischen, ästhetischen, 
        offenen Umgang mit Informationen und Informationsmedien in Gang zu setzen, 
        ist die 
Imaginäre Bibliothek eine Fortsetzung des reinen "Informations-Processing" 
        mit anderen Mitteln: 
        Ein Text/Bild-Archiv wird inszeniert - hypertextuelle Navigationsprozesse 
        werden mit poetischen Bruchstücken der Buchkultur aufgeladen. 
        Der Leser als Reisender/Navigator/User wird zum neuen Helden, der gegen 
        die stupide Vorherrschaft designter Bild-Schirm-Medien einen aussichtslosen 
        einsamen Kampf führt. 
        Die Programmierung 
[47] der Imaginären Bibliothek 
        setzt die Metapher einer labyrinthischen Bibliothek in Szene und folgt 
        damit dem postmodernen 'Sprachspiel' von der aktiven Rolle des Lesers, 
        die dann noch leichtfertig als 'Befreiungsideologie' des Informationsmediums 
        Computer ausgegeben wird. 
        Es wäre wirklich wunderbar, könnte man im Weben einer Hypertext-Struktur 
        der Entstehung von Gedanken beiwohnen - und das auch noch als gemeinschaftliches 
        - kooperatives - 
Bild-Schirm- Denken. 
        Dabei ist die Bibliothek wahrscheinlich hermetischer als all unsere Beschreibungen 
        und Beschwörungen vom offenen (Hyper-) Text es wahrhaben wollen - 
        und vielleicht ist es gerade diese (relative) Abgeschlossenheit (bei unendlichen 
        Kombinationsmöglichkeiten), die "funktioniert" und dem Leser wirklich 
        die Illusion vermittelt, einen produktiven Akt auszuführen! 
        Das Struktur-Zitat der unendlich fragmentarisierten Bibliothek scheint 
        gerade den wunden Punkt der Leser (und Schreiber) im Zeitalter der technischen 
        (Re-) Produzierbarkeit von Texten zu treffen: alle sind jetzt angeschlossen 
        und schreiben und lesen gleichzeitig an einer über die ganze Welt 
        verteilten Textur 
[48] . Da seltsamerweise keines dieser 
        hier erscheinenden Worte markiert ist, kann ich kein Wort anklicken. Ich 
        komme zunächst nicht weiter, kann von diesem Text aus nirgendwohin 
        
[49] gelangen. 
        
 Elektronische Texte/Netzwerk- Adressen
        "Beyond Cyberpunk. A do-It-Yourself Guide to the Future" (1992), (Mac, 
        5 Disketten zu beziehen über Eastgate oder von den Autoren: The Computer 
        Lab, Rt. 4 Box 54C, Louisa, VA 23093, USA für $ 35,-) 
        Bukowski,Charles, (1993) "Kaputt in Hollywood, Expanded Book, (Maro-Verlag) 
        
        Bolter, Jay David (1991), Writing Space. The Computer, Hypertext, and 
        the History of Writing, Mac, Storyspace-Dokument, Eastgate 
        DeskTop Bookshop (1994), engl. ASCII-Texte von tausenden Werken der Weltliteratur 
        (aus online- Archiven), (z.b. über DIRECTMEDIA: 0130- 857909) 
        "Doors of Perception 1" vom 30-31. Oktober 1994 in Amsterdam, CD-ROM-Dokumentation 
        in Mediamatic VOL 8#1 
        "Doors of Perception 2. @HOME" vom 4-6 November 1994 in Amsterdam. Dokumentation 
        der Vorträge: 
 http://mmwww.xs4all.nl/Doors/Doors.html; 
        auf CD-ROM in der Mediamatic I/95 
        Dufke, Klaus (1991), Proteus. Eine interaktive Hypertext-Installation 
        auf dem Apple Macintosh zur Rekonstruktion eines Romans und einer Stadt, 
        (Hypercard-Programm, lauffähig auf Macintosh, 8 MB - Informatinen 
        über Klaus Dufke Fax 040- 2369297) 
        Eastgate Sytems, 134 Main Street, Watertown, MA 02172, USA, Fax: 001-617-924-9051; 
        eastgate@world.std.com 
        Europäisches Tagebuch: Netz-Werk- Schreibprojekt. in: Brett T-Netz/ 
        Tagebuch in vielen Mailbox-Netzen (z.B. //BIONIC (Bielefeld): 0521/68000 
        
        Expanded Books, ca. 100 Bücher für Mac- Powerbook und Windows-Notebooks: 
        Voyager 
        Flusser, VilÇm (1987), Die Schrift, Göttingen (Text und Diskettenedition 
        (DOS): Immatrix Publications) 
        Grassmuck, Volker R. (1995), Die Turing Galaxis. Das Universal-Medium 
        auf dem Weg zur Weltsimulation: 
 http://www.race.u-tokyo.ac.jp/RACE/TGM/tgm.html. 
        Sammlung von Links zu MUDS: 
 http://ww.race.u-tokyo.ac.jp/RACE/MUD/mud.html 
        
        Gutenberg-Projekt: 
 http://jg.cso.uiuc.edu/welcome.html 
        
        HotWIRED: 
 http://www.hotwired.com 
        HyperKult CD-ROM (1995): Universität Lüneburg, Forschungszentrum 
        Karlsruhe, GI Fachgruppe "Computer als Medium": Hypertext- Anwendungen, 
        Experimente, Kunst- und Museums- Projekte (Informationen: Martin Schreiber: 
        04131- 714472) 
        Hypertext-Hotel (kooperatives Schreibprojekt an der Brown-University initiiert 
        von Robert Coover): 
 http://duke.cs.brown.edu:8888/ 
        Imaginäre Bibliothek (1990-1995), (Literarische Experimente, elektronische 
        Essays, Dokumentationen von PooL-Processing und kommentierte Navigationshilfen 
        zu Literatur-, Kunst- und Theorie-Projekten im WWW): 
 http://www.uni-hildesheim.de/ami/pool/home.html 
        
        Internationale Stadt (Berlin): 
 http://www.is.in-berlin.de 
        Klute, Rainer (1995), Das WWW-Kompendium. Multimedialer Hypertext im Internet: 
        
 http://www.nads.de/~klute/WWW-Kompendium/Inhalt.html 
        
        Mediamatic Magazine Art & Media, Tel/Fax: +31- (0)20-638 4534 
        Mediamatic-online: 
 http://mmol.mediamatic.nl 
        MediaMoo (kooperativer Medienforschungs-Raum am MIT): purple-crayon.media.mit.edu 
        8888 
        Nonlocated online > Digitale territories, incorporations and the matrix 
        (Redaktion Knowbotic Research: kr+cf@khm.uni-koeln.de): < A HREF=" http://www.uni-koeln.de/kr+cf/"> 
        http://www.uni-koeln.de/kr+cf/ 
        online-books (Liste von über 600): 
 http://www.cs.cmu.edu/Web/books.html 
        
        Phoenix Project, Internet-Projekt zur Rekonstruktion der Bibliothek von 
        Sarajewo im Netz (Informationen über Ingo Günther: i-gun@Maestro.com) 
        
        "Poetry in Motion" (1992) von Ron Man: CD-ROM mit 24 Poetry-Performances, 
        Voyager 
        "Schwamm"(1988-) von Detlev Fischer (Hypercard- Stack): Detlev Fisher, 
        15 Central Buildings, Warcrick RA, Coventry, CV36AJ, GB und auf HyperKult-CD-ROM 
        
        Storyspace: (1990-) Hypertext-Writing-Environment für Mac (incl. 
        HTML-Export) und Windows: Eastgate 
        "The Society of Mind"(1994) von Marvin Minsky: CD- ROM, Voyager 
        The Sprawl-ChibaMOO (Cyber-Fiction-Welt mit Chiba- Universität). 
        
 http://sensemedia.net/sprawl/ 
        Voyager-Company (Expanded Books, CD-ROMS): Fax. 001-212-431-5799; Voyager@applelink.aple.com 
        
        Waxweb (interkommunikativer Film / hypernarrativ / kooperativ): 
 http://bug.village.virginia.edu; MOO: bug.village.virginia.edu 
        7777 
        wired (Netzwerk-Magazine): Fax: 001-415-222 6204; subscriptions@wired.com 
        
 Anmerkungen
         1. Das "Phoenix Project" ist ein Versuch, im Internet 
        eine digitale Bibliothek einzurichten: An verschiedenen dezentralisierten 
        Orten in der ganzen Welt sollen Archiv-Center eingerichtet werden, in 
        denen bosnische und kroatische Menschen die Möglichkeit haben, ihre 
        Lieblingbücher einzuscannen. In Kooperation mit verschiedenen Bibliotheken 
        (u.a. der New York Public Library), die slawische Abteilungen pflegen, 
        und der Brown University (an der viele Pilotprojekte zum elektronischen 
        Publizieren, zu literarischen Hypertexten etc. laufen) werden die Texte 
        nach und nach im Netz allgemein zur Verfügung gestellt, während 
        gleichzeitig - zunächst in Kellerräumen der ausgebrannten Bibliothek 
        in Sarajewo - für die Bevölkerung von Sarajewo Terminalräume 
        eingerichtet werden, über die sie Zugriff zu der digitalen Bibliothek 
        haben. Darüber hinaus funktioniert diese 'digitale Bibliothek' auch 
        als ein Kommunikationssystem, ähnlich den Wandzeitungen im revolutionären 
        China ... (Informationen über Ingo Günther: i-gun@Maestro.com 
        - siehe auch: Ingo Günther (1995), the phoenix project, in: Zeitschrift 
        MedienKunst e.V. (Hg.), 
Nonlocated online > Digitale territories, incorporations 
        and the matrix, Innsbruck (ISSN 1019-4193), map XIIa - Eine Sondernummer 
        der Zeitschrift Medien.Kunst.Passagen, die verschiedene Netzwerkprojekte 
        -als ausklappbare Maps gebunden - vorstellt. Ein Versuch, den Texten auch 
        im Druckmedium eine karthographische Funktion zukommen zu lassen. Eine 
        geplante 'extended Version' ist zu suchen unter: 
 http://www.uni-koeln.de/kr+cf/) 
        
  2. Das bewegte Icon in dem Netzwerk- Browser Mosaic 
          (siehe Anmerkung 14) ist ein Indikator dafür, daß die Online-Verbindung 
          aufgebaut ist und Daten übertragen werden. Der Benutzer hat in 
          diesen Momenten - die je nach Leitungskapazität und übertragener 
          Datenmenge einige Minuten bis zu einigen Stunden dauern können 
          - endlich wieder Zeit, etwas anderes zu tun (zu Lesen, oder im Hintergrund 
          Texte zu editieren etc.). (Doch diese kleine Animation ist fast schon 
          wieder Nostalgie - so zeigt etwa Netscape 1.1 vollends einen Blick von 
          außen auf den Planeten Erde: die Informationen stürzen als 
          Sternschnuppen auf die dämmrige Welt. Weh dem,der Metaphern sieht!)
          Ich will den Computer wieder ausschalten, da findet sich in der Zwischenablage 
          noch folgende Kopie aus einer Netzwerksession in der  
          Mediamatic- online (eine Erklärung dieser Steuerzeichen gibt 
          die Anmerkung 13) Springen Sie bitte zum Text zurück! 
        
  3. Agentur Bilwet (1995), Der Datendandy. Über 
          Medien, New Age und Technokultur, Mannheim, S.208-211 
        
  4. Eine mögliche Auszeichnungsmethode für 
          Hyperlinks in HTML (siehe Anmerkung 14)- die 
          rot markierten Absprungmarkierungen sind schon einmal benutzt worden. 
        
  5. siehe Anmerkung 48 
        
  6. siehe Anmerkung 7, 39 
          und 49 
        
  7. Die aufkommenden technischen Medien beflügelten 
          die Literatur seit der Jahrhunderwende und führten zu einer Reflektion 
          medialer Auflösungserscheinungen in der Literatur (Futurismus, 
          Noveau Roman, James Joyce). "Das Wort Aufschreibesystem [...] kann auch 
          das Netzwerk von Techniken und Institutionen bezeichnen, die einer gegebenen 
          Kultur die Entnahme, Speicherung und Verarbeitung relevanter Daten erlauben. 
          [...] Nun sind zwar alle Bibliotheken Aufschreibesysteme, aber nicht 
          alle Aufschreibesysteme Bücher. [...] Archäologien der Gegenwart 
          müssen auch Datenspeicherung, -übertragung und-berechnung 
          in technischen Medien zur Kenntnis nehmen." Kittler, Friedrich (1987), 
          Aufschreibesysteme 1800/1900, München, S.429 
        
  8. Die poetischen Operationen mit denen Ezra Pound, 
          Stephane Mallarmé, James Joyce u.a. die Verwendung der Sprache 
          revolutionieren, sind genau dieselben, die die Pioniere einer vernetzten 
          Ideenproduktion in den sechziger Jahren auf der neuen Wunschmaschine 
          Computer implementieren: assoziativer Zugriff auf Daten unterschiedlichster 
          Art, offene Texte, die an jeder Stelle verändert, ergänzt 
          und mit anderen Textstellen (oder Bildern) verknüpft werden können; 
          jedes Wort wird zu einem Knoten von Bedeutungen, zu einem möglichen 
          Absprungort für neue Konstellationen, Anspielungen und Verweise 
          ... 
          Schreiben (als ecriture im poetischen Sinne, als Tätigkeit, als 
          Machen, Hervorbringung) geschieht (schon) immer on-line: eingeschaltet 
          in die Projektions-Apparatur (eines Aufschreibe-Systems), schaltet der 
          Schreibprozeß ständig hin und her zwischen Senden/Empfangen, 
          Erinnern/Vergessen, Fortführung/ Bruch ... 
        
  9. Michael Heim (Heim, Michael (1987), Electric 
          Language: A Philosophical Study of Word processing, New Haven) beschreibt 
          die komplexen Stadien der 'konzeptuellen' und 'psychischen' Netzwerke 
          des word-processing als Manipulation, Formalisierung und Verknüpfung. 
          Ein alphabetisches Manual dieses "on-screen- thinking" findet sich in 
          Idensen, Heiko/Krohn, Matthias (1994), "Bild-Schirm-Denken. Manual für 
          hypermediale Diskurstechniken", in Norbert Bolz/Friedrich Kittler/Christoph 
          Tholen (Hg.), Computer als Medium, München, S. 245- 266 
        
  10. Schreiben im Netzwerk hat nicht im klassischen 
          Sinne mit Literatur zu tun - als System Autor-Werk-Bedeutung-Markt - 
          sondern damit, Neuland im telematischen Raum zu vermessen, Textlandschaften 
          anzulegen, Schreiben und Lesen als einen nomadischen Akt des Umherschweifens 
          durch Text-Netzwerke zu begreifen. Die zusätzlichen Dimensionen 
          des hypertextuellen Zusammenschnitts verschiedener Textpartikel, die 
          durch permanentes Up- und Downloading zwischen verschiedenen Netzwerk-Knoten 
          zirkulieren, setzen die geistige Arbeit der Textproduktion als soziales 
          Netzwerk frei. 
        
  11. Zonen bezeichen nicht- hierarchisierte Vernetzungen 
          im Datenraum, mit Ausstrahlungen in soziale Räume. Hakim Bey sprocht 
          von der 'temporären autonomen Zone': "Im allgemeinen werden wir 
          den Ausdruck Spinnengewebe dann gebrauchen, wenn wir uns auf die alternierende 
          horizontale offene Struktur des Infoaustausches, das nicht-hierarchische 
          Netzwerk beziehen und uns den Begriff Gegen-Netz für die klandestine 
          illegale aufrührerische Nutzung des Spinnengewebes, einschließlich 
          Datenpiraterie und anderer Formen, im Netz selber zu fischen, vorbehalten." 
          Bey, Hakim (1994), T.A.Z.. Die Temporäre Autonome Zone, 
          Berlin , übersetzt aus dem Amerikanischen von Jürgen Schneider, 
          Originaltitel (1991), T.A.Z. The Temporary Autonomous Zone, Ontological 
          Anarchy, Poetic Terrorism, New York, S.121) 
        
  12. Intertextualität war in den politisierten 
          Literaturdebatten der siebziger Jahre der entscheidende 'Kampf'-Begriff 
          zur Aufhebung bürgerlicher Autoren-Funktionen zugunsten literarischer 
          Netzwerk-Modelle. Diese Impulse führten - neben einer explosionsartigen 
          Ausbreitung intertextueller Schreibweisen - auch zum Paradigmenwechsel 
          in der Literaturtheorie. Ein ausuferndes 'Lexikon' intertextueller poetischer 
          Praktiken liefert Genette, Gerard (1993), Palimpseste. Die Literatur 
          auf zweiter Stufe, Frankfurt/Main, übersetzt aus dem Französischen 
          von Wolfram Bayer und Dieter Hornig, Originaltitel (1982), Palimpsestes. 
          La litterature au second degre, Paris. 
        
  13. Deshalb ist die oft vorgenommene Analogisierung 
          zwischen der klassichen Fußnote und dem link in elektronischen 
          Texten auch nur bedingt tauglich. Der narrativen Funktion von links 
          kommt man aber doch auf die Spur, wenn man extreme Gebrauchsweisen von 
          Fußnoten in literarischen oder theoretischen Texten verfolgt: 
          Fußnoten weisen über die (auch physische) Abgeschlossenheit 
          nicht digitaler Texte hinaus. Sie ermöglichen ein Schreiben über 
          den Rand des jeweiligen Diskurses. Als Absprungstellen für den 
          Leser fordern sie Interpretation, Kritik, eigene Suchbewegungen heraus 
          und bewirken einen Perspektivewechsel, der das diskursive und auktoriale 
          Zentrum des Textes aufsprengt und für Anschlußmöglichkeiten 
          an andere Texte und Diskurse sorgt. In dem Essay "Living On" (Derrida, 
          Jacques (1979), "Living On", in: Harold Bloom (Hg.). Deconstruction 
          and criticism, New York, S.75-176) untersucht Derrida Grenzlinien 
          in Mairice Blanchots Texten und kommentiert den Prozeß seiner 
          Gedanken gleichzeitig, indem er eine einzige Fußnote einsetzt, 
          die unterhalb des gesamten Textes parallel weiterläuft. Als narrative 
          Stilfigur findet sich die Fußnote extensiv eingesetzt im 10. Kapitel 
          von Finnegans Wake (Joyce, James (1947), Finnegans Wake, 
          New York), in dem der Haupttext in der Mitte (Textmaterialien einer 
          Schulstunde) von Marginalien an den seitlichen Rändern (Bezugsstellen 
          und Anmerkungen zweier Brüder zum studierten Text) und Fußnoten 
          (die Beziehungen zwischen den Brüdern und der Schwester herstellen) 
          umrahmt wird. Der Leser wird hier in einen Dialog zwischen verschiedenen 
          Texten und Lesarten verwickelt, der Akt des Lesens, das Navigieren im 
          Text wird konstitutiver Bestandteil des Textkörpers. Weitere Beispiele 
          finden sich in dem Essay: (1983) "At the Margin of Discourse: Footnotes 
          in the Fictional Text". Leider ist in keinen mir bekannten Textverarbeitungs-Programm 
          die Möglichkeit gegeben, in Fußnoten wiederum Fußnoten 
          einzufügen - und somit eine Mehrfachverschachtelung zu erreichen, 
          wie sie etwa in Raymond Roussels Texten gegeben ist. 
        
  14. Gemeint sind hier vernetzte elektronische Texte. 
          Die zum Editieren nötigen Hypertext-Programme wurden nach einer 
          Vorlaufphase in den sechziger Jahren dann in den achtziger Jahren auch 
          auf PCs verfügbar - eine allgemeine Verbreitung wurde aber durch 
          unterschiedliche Dokumentstrukturen verhindert. Erst in den neunziger 
          Jahren bildete sich ein universeller Hypertext-Standard heraus, der 
          sich wie ein Virus verbreitet: die Hypertext Markup Language (HTML) 
          - das 'natürliche' Austauschformat elektronischer Texte im Word 
          Wide Web (WWW). Die offene Struktur, die einfache Bedienung der grafischen 
          Oberfläche und die Tatsache, daß für alle Rechnerplattformen 
          Freeware-Browser und Editoren verfügbar sind, führten dazu, 
          daß die althergebrachten Internet-Dienste (wie FTP, Newsgroups) 
          inzwischen auch größtenteils in das WWW-Konzept integriert 
          wurden. Das WWW ist quasi zum Standard des online-Publishing 
          geworden und trägt mit zum derzeitigen Boom des Internet bei. Seit 
          der ersten Version des grafischen Browsers Mosaic (Januar 1993) 
          wuchs die Zahl der Web-Sites von fünfzig auf über eintausendfünfhundert 
          (Mitte 1994) - mittlerweile sind schätzungsweise vierzigtausend 
          Web-Sites online. Täglich werden die entsprechenden Browser 
          von mehreren tausend Usern von den entsprechenden ftp- sites heruntergeladen 
          (über zehn Millionen allein für Mosaic). Der Netzwerk-Leser 
          findet im WWW gestaltete Textseiten vor, von denen aus er durch einfaches 
          Anklicken Navigieren kann. Durch das offene Austauschformat ist jede 
          weitere Integration anderer Medien (Bild, Ton, MPEG- komprimiertes Video 
          ...) möglich, wenn auch durch die langen Übertragungszeiten 
          bisher nur begrenzt praktikabel. 
          Eine genaue Syntaxbeschreibung von HTML findet sich in Klute, Rainer 
          (1995), Das WWW-Kompendium. Multimedialer Hypertext im Internet, 
          Bonn, das (schon während der Entstehung - d.h. ca. sechs Monate 
          vor dem voraussichtlichen Erscheinen des Buches) verfügbar ist 
          unter:  http://www.nads.de/~klute/WWW- Kompendium/Inhalt.html. 
          Hier bietet der Autor den Lesern seines online-Manuskriptes auch 
          eine Mitarbeit bei der Entstehung des Buches an: Verbesserungsvorschläge, 
          Ergänzungen, sowie Bewertungen zu Struktur und Inhalt können 
          über ein Eingabefeld auf den entsprechenden Seiten (automatisch 
          per email) direkt an den Autor geschickt werden. Extensive Benutzung 
          von Annotationsmöglichkeiten finden sich in David Blairs "WaxWeb" 
          - siehe Anmerkung 21 
        
  15. Das Mitschreiben und Abspeichern der Lesewege 
          durch das Netz ist eine wichtige Aktivität der Informations-Filterung 
          und Speicherung innerhalb des rhizomatischen Labyrinths im WWW. Das 
          Navigieren im Netz ist zwar eine oberflächliche Art des Lesens, 
          des Überfliegens von Informations-Landschaften, die aber ihren 
          eigenen Reiz hat. Daß diese Suchbewegungen (analog zum Weiterverfolgen 
          von Referenzen und Spuren in gedruckten Texten) durchaus eine kommunikavite 
          (oder sogar ästhetische) Funktion erfüllen, zeigt der Erfahrungsbericht 
          eines Journalisten (Wolf, Gary (1994), "The (Second Phase of the) Revolution 
          has Begun", in WIRED, Oktober 1994. S.116-121 und S.150-154), 
          der in einem Artikel über das World Wide Web beschreibt, wie er 
          bei einer (rein technischen) Informationssuche im Netz durch eine falsche 
          Adressenangabe sein eigentliches Ziel verfehlt und dann beim assoziativen 
          Umherschweifen im Umfeld der gesuchten WWW-Site zu einem Hypermedia-Experiment 
          mit Audio-Unterstützung verführt wird, von dort zu einen "Poetry 
          Archive" usw. ... . (Wolf 1984:121) Im Unterschied zu den auf den Horizont 
          des einzelnen Lesers beschränkten Leseerfahrungen der Buchkultur 
          ist der Austausch der Navigations-Erfahrungen im Netz ein wichtiger 
          Bestandteil der Netzwerk-Kultur. Die Veröffentlichung von hotlists 
          ist eine Öffnung des eigenen Lese-Raumes, eine konkrete Weitergabe 
          von Quellen, Referenzen, interessanten Stellen im Netz, die gleichzeitig 
          das Profil und die Bezugspunkte der jeweiligen WWW- sites deutlich 
          machen. Ein hervorragendes Beispiel ist Meyers Hotlist: "http://www.hrz.uni- 
          kassel.de/fb3/psych/sim/sub/hameyer/boma.html" 
        
  16. Ted Nelson prägte in seinen visionären 
          Entwürfen hypertextueller Kommunikationslandschaften den utopischen 
          Begriff von elektronischer Literatur als "Dokuverse" :"Literature is 
          an ongoing system of interconnecting documents."(Nelson, Theodor, Holm 
          (1981), Literary Machines, Swarthmore :2/9 ff.) und Bolz (Bolz, 
          Norbert (1993), Am Ende der Gutenberg-Galaxis, München, 
          S.216 ff.): "Der Abschied von den diskreten, privaten Dokumenten der 
          Gutenberg-Galaxis ist eben auch ein Abschied von den Ordnungsmustern 
          Hierarchie, Kategorie und Sequenz. [...] Es gibt gar keine Einzelgegenstände 
          des Wissens [...] es sind nur Knotenpunkte unzähliger Querverbindungen, 
          Gatter und Netze." 
        
  17. Viele Facetten des (virtuellen) Homes 
          beleuchtete die Konferenz "Doors of Perception 2. @HOME" vom 4-6 November 
          1994 in Amsterdam. Eine Dokumentation der Vorträge findet sich 
          im WWW unter:  http://mmwww.xs4all.nl/Doors/Doors.html 
          oder in der Mediamatic 8 '2/3. 
        
  18. Der Ursprung dieser Verräumlichung von 
          Daten findet sich in der antiken Rhetorik, die als Gedächtniskunst 
          vielfache Verfahrensweisen und Methoden der Verortung von Wissensbausteinen 
          entwickelte. Die immer wieder zitierte 'Home-Page' der Mnemotechnik 
          schildert als Ursprungsmythos drastisch die katastrophische Zerstückelung 
          von Körpern einer ganzen Tischgesellschaft: der gewerbliche Dichter 
          Simonides von Keos (556-468 v.u.Z.) rekonstruiert - als einziger Überlebender 
          - für die Nachkommen die Namen der zu Tode gekommenen über 
          die Sitzordnung bei Tische. (siehe: Cicero, De Oratore II, 352-58, zit. 
          n. Cicero (1976), De oratore (Über den Redner), Stuttgart, 
          übersetzt von Harald Merklin, S. 433 ff) 
          Zur Art of Memory siehe Yates, Frances A. (1990), Gedächtnis 
          und Erinnern: Mnemonik von Aristoteles bis Shakespeare, Weinheim, 
          Originaltitel, (1966), The Art of Memory, London, zur Entwicklung der 
          Desktop-Metapher Brand, Steward (1990), MEDIA LAB. Computer, Kommunikation 
          und Neue Medien. Die Erfindung der Zukunft am MIT, Reinbek, aus 
          dem Amerikanischen übersetzt von Michael Mutz, Originaltitel (1987), 
          The Media Lab, New York, S.170 ff), Hypertext und Gedächtnis- Metaphern 
          Idensen, Heiko/Krohn, Matthias (1990b), "Vom Hypertext in der Kunst 
          zur Kunst des Hypertext", in: Peter A. Gloor/Norbert A.Streitz, Hypertext 
          und Hypermedia, Berlin, S. 296- 300), Gedächtniskunst als Cyberspace 
          Bartels, Klaus (1991), Memory im Cyberspace, in: Europäisches 
          Medienkunst Festival, Osnabrück, S. 216-220. 
        
  19. Eco 1977 beschreibt verschiedene 'Kunstwerke 
          in Bewegung', die über das Ansprechen von Möglichkeitsfeldern 
          einen aktiven Interpretations- und Rezeptionsprozes herausfordern (Partituren 
          serieller Musik, informelle Malerei, Visuelle Poesie, Live- Fernsehsendungen, 
          Querschnittstechniken bei Joyce): "Jedes Ereignis, jedes Wort steht 
          in einer möglichen Beziehung zu allen anderen, und es hängt 
          von der semantischen Entscheidung bei einem Wort ab, wie alle übrigen 
          zu verstehen sind." (Eco, Umberto (1973), Das offene Kunstwerk, 
          Frankfurt/Main, Originaltitel (1962), übersetzt aus dem Italienischen 
          von Günter Memmert, Opera aperta, Mailand,S. 39) Die Kunstwerke 
          werden als Mechanismen aufgefaßt, derer man sich bedienen kann. 
        
  20. Joyce, James (1914), Ulysses, Triest, 
          Zürich, Paris, Übers. (1975), Frankfurt/Main. In einer aus 
          Copyright-Gründen leider nie veröffentlichten Arbeit hat Klaus 
          Dufke das dritte Kapitel des Ulysses wieder auf den Stadtplan 
          von Dublin zurückprojiziert, so daß der Leser vom Plan aus 
          in die entsprechenden Textstellen springen kann (als Text, teilweise 
          animiert, und vorgelesen - in verschiedenen Versionen und Übersetzungen) 
          sowie zu korrespondierenden Bildern - somit können verschiede Erzähl- 
          und Assoziationsstränge verfolgt werden. (Programmiert mit Hypercard, 
          lauffähig auf Macintosh, 8 MB - Informatinen über Klaus Duffke 
          Fax 040-2369297) 
        
  21. In Perec, Georges (1982), Das Leben. Gebrauchsanweisung, 
          Frankfurt/Main, übersetzt aus dem Französischen von Eugen 
          HelmlÇ, Originaltitel (1978), Paris wird ein weitverzweigter Roman auf 
          die Zimmer eines Mietshauses verteilt: 99 Kapitel (für alle Zimmer 
          des Hauses inklusive Kellerräume, Treppenhaus, Eingangshalle, Hausmeisterloge), 
          die nach Prinzipien von Schachbrettzügen durchquert werden. Aus 
          den Strukturen des Text- Hauses werden immer wieder konstitutive Elemente 
          für jedes Kapitel entwickelt, die die Konstellationen der Personen, 
          das Mobiliar, biographische und geschichtliche Anspielungen, Zitate 
          und literarische Bezüge miteinander vernetzen. Thematisch steht 
          eine aberwitzige Geschichte um einen Puzzle-Künstler im Mittelpunkt 
          der insgesamt wie ein Puzzle ausgelegten Geschichten. Robert Coovers 
          "Hypertext- Hotel" (in dem verschiedene Hypertext-Experimente der Brown 
          University zusammenlaufen) arbeitet mit derselben Benutzermetapher: 
           http://duke.cs.brown.edu:8888/ 
          Diese literarische Spielform könnte gleichzeitig ein Vorbild sein 
          für die am wenigsten 'literarischen' Spielformen im Netz: die MUDs 
          (Multi User Dungeons) - gemeinsame Orte/Architekturen mit verschiedenen 
          Räumen/Zimmern, in denen mehrere Spieler gleichzeitig ineinander 
          verwobene 'Dialoge' - in einer Art Rollenspiel - führen. Jeder 
          Benutzer / 'Bewohner' dieser virtuellen Orte kann nicht nur in vorhandenen 
          Räumen agieren, sondern auch neue Räume konstruieren, sich 
          Objekte, Themen, Initiativen ausdenken, neue Handlungsstränge, 
          Ebenen, Gesetzte und Regeln einführen und naürlich selbst 
          auch in neue 'Rollen' schlüpfen. Neben spielerischen Verarbeitungen 
          sozialer Rollenkonflikte und möglicherweise auch Entwürfen 
          für neue soziale Architekturen (die verschiedenen 'virtuellen Städte': 
          Amsterdam, Berlin (http://www.is.in- berlin.de) ist vor allem die Entwicklung 
          von Computer-Supported Collaborative Work (CSCW) zukunftsträchtig: 
          Wissens-Architekturen, Multimedia-Datenbanken, die kooperativ und kollektiv 
          von mehr oder minder festgelegten oder offenen 'Gruppen' gemeinsam benutzt 
          werden. So haben sich etwa innerhalb des Waxweb-Projekts von David Blair 
          (ein 'interkommunikativer' Film, bei dem die Zeitachse zugunsten von 
          Querverbindungen aufgelöst worden ist, bestehend aus dreitausend 
          WWW-Seiten, ca. fünfundzwanzigtausend Hyperlinks, fünfundachzig 
          Minuten komprimiertem Video, fünftausend Standbildern) verschiedene 
          autonome Arbeitsgruppen etabliert, die unterhalb der vorgegebenen Strukturen 
          eigene 'Räume'/Foren aufbauen (z.B. eine 'womens's collaborative 
          hypertext fiction working group' oder Vorbereitungen zu elektronischen 
          Magazinen und Konferenzen. (bug.village.virginia.edu 7777). Für 
          Medienforscher ist am MIT der kooperative Konferenz- und Arbeitsraum 
          MediaMOO verfügbar (purple-crayon.media.mit.edu 8888) Informationen 
          zu Web-basierten MUDs finden sich unter " http://chiba.picosof.com/about". 
          William Gibson Fans dürften mit dieser Mischung aus graphischen 
          WWW-Seiten, auf die jetzt interaktive Eingriffe seitens der Nutzer möglich 
          sind, gespannt sein. The Sprawl implementiert Cyberspace-Welten 
          - inklusive dem Entwurf für eine neu Art der virtuellen Universität: 
           http://sensemedia.net/sprawl/(siehe auch Grassmuck 
          (1995: 54), der auch eine Sammlung von Links zur Verfügung stellt: 
           http://ww.race.u-tokyo.ac.jp/RACE/MUD/mud.html. 
        
  22. Bei dem gegenwärtigen Internet-Hype brauchen 
          die lokalen Mailboxen vor Ort (Übersichten finden sich z.B. regelmäßig 
          in der ct) keinesfalls in Vergessenheit zu geraten. Sie bieten einen 
          Zugriff auf vielfältige Dienste (email, News) - teilweise finden 
          sich hier auch aus dem Internet 'gefischte' Daten gut aufbereitet und 
          gefiltert. Auch WWW-Zugriffe sind in vielen Fällen geplant. Wer 
          noch keinen 'direkten Draht' zum Internet hat, braucht keineswegs zu 
          verzweifeln: Web-Dokumente können auch über email empfangen 
          werden (Informationen darüber erhält man, wenn man eine email 
          zu "listserv@info.cern.ch "sendet, mit www als (einzigen) Text). Bei 
          dieser indirekten Informationsaufnahmen aus dem WWW entfällt natürlich 
          das reizvolle direkte Navigieren - aber für den Empfang bestimmter 
          ausgewählter Dokumente ist es durchaus geeignet. 
        
  23. Die sozialen und gesellschaftlichen Vernetztungsprozesse, 
          die etwa durch den Buchdruck in Gang kommen, werden in Eisenstein (1983) 
          und Giesecke (1991) anschaulich und mit einer Fülle von Beispielen 
          aufgezeigt. Daß in historischen Umbruchsitutionen des Medienwechsels 
          - etwa von der oralen Kultur zur Druckkultur bzw. in der jetzigen Übergangsphase 
          zu digitalen Medienwelten - sich die Befürchtungen, Ängste 
          und Einwände gegenüber den - jeweils - neuen Medien ähneln 
          zeigt Ong, Walter J.(1987), Oralität und Literalität. Die 
          Technologisierung des Wortes, Opladen, übersetzt aus dem Amerikanischen 
          von Wolfgang Schömel, Originaltitel (1982), Orality and Literacy. 
          The Technoligizing of the Word, London auf: Veräußerlichung, 
          Entsinnlichung. Desubjektivierung bzw. Abwesenheit des Sprechers/Autors, 
          unkontrollierte Kopierbarkeit ohne Authentizitätsgarantie sind 
          etwa Vorwürfe, die zunächst gegen die Hand- Schrift, dann 
          gegen den Buchdruck, jetzt gegen digitale Texte erhoben werden. Zur 
          Versachlichung der Kontroverse um Heil und Segen neuer digitaler Publikationsformen 
          trägt Barlows glänzende Beschreibung und Problematisierung 
          digitaler Informations-Umwelten bei. (Barlow, John Perry (1994), Wein 
          ohne Flaschen. Globale Computernetze, Ideen-Ökonomie und Urheberrecht, 
          in: Lettre International, Heft 26 III/94, S.57-64) (Vgl. Anmerkung 
          40,41 und 43) 
        
  24. Ein Ausschnitt aus dem antiken Druck zum Wissensbaum 
          findet sich in der Imaginären Bibliothek (siehe Anmerkung 
          49), eine Transkription des Schematas in d'Alembert, 
          Jean Le Rond (1989), Einleitung zur 'Enzyklopädie', Frankfurt/Main, 
          aus dem Französischen übersetzt von Annemarie Heins, Revision 
          Günther Mensching, S. 28-29). 
        
  25. Das Pariser Parlament bezieht sich in seinem 
          Verbot der Enzyklopädie 1759 explizit auf die subversive Funktion 
          der Querverweise ("[...] das ganze in diesem Wörterbuch verstreute 
          Gift findet sich in den Verweisen."). Mit Verweisen von einem Band zu 
          einem (erst später erscheinenden) anderen wurde die Zensur geschickt 
          umgangen, etwa im berühmt gewordenen Verweis von 'Menschenfresser' 
          (Anthropophages) im ersten Band auf die Begriffe 'Kommunion' und 'Eucharistie' 
          oder vom orthodox gehaltenen Artikel 'Jesus Christus ' auf den eher 
          ketzerischen Eintrag unter 'Eklektizismus ' (s.a. d'Alembert/Diderot 
          1989:20 ff.) 
        
  26. Von den insgesamt fünfunddreißig 
          Bänden sind allein zwölf Bände den Tafeln und Abbildungen 
          gewidmet, zwei Registerbände verzeichnen Schlagworte, Wissensgebiete 
          und Stichworte. Auch die Zeichnungen und Tafeln sind in das komplexe 
          Verweissystem einbezogen, indem sie einerseits bestimmte Zusammenhänge 
          und Mechanismen darstellen, Details am Rande erklären - und gleichzeitig 
          Verweise auf übergreifende Artikel enthalten, die diese Einzelfunktionen 
          wiederum in einen größeren Zusammenhang stellen. Die enzyklopädische 
          Montage zeigt Querschnitte durch Maschinen und Arbeitsvorgänge, 
          breitet die einzenen Objekte vor dem Leser so aus, daß dieser 
          diese wieder zum eigenen Gebrauch zusammensetzen kann. Als großangelegtes 
          erstes kapitalistisches Buchprojekt (die Geschichte dieses Projekts 
          wird ausführlich und spannend erzählt in Darnton, Robert (1993), 
          Glänzende Geschäfte. Die Verbreitung von Diderots Encyclopedie. 
          Oder: Wie verkauft man Wissen mit Gewinn?, Berlin, übersetzt 
          aus dem Englischen und Französischen von Hort Günther, Originaltitel 
          (1979), The Business of Enlightment. A Publishing History of the EncyclopÇdie 
          1775-1800, Cambridge) beinhaltet sie gleichzeitig Gebrauchsanweisungen 
          zur Buch- Herstellung (von der Papierproduktion über das Setzen 
          bis zum Druck): "In jedem dicken Buch steckt ein dünnes, das heraus 
          will."(ebd.:9) Der Gebrauch der Enzyklopädie ist also der eines 
          aktiven, operationellen "Nachschlagens" - zur fortlaufenden Lektüre 
          nicht geeignet. 
        
  27.  http://jg.cso.uiuc.edu/welcome.html. 
          Bis jetzt sind hier über zweihundertundfünfzig Titel verfügbar 
          - in einer anderen Liste (  http://www.cs.cmu.edu/Web/books.html), 
          die auch digitale Texte aus anderen Projekten verzeichnet, sind über 
          sechshundert Titel aufgeführt - neben den Klassikern etwa auch 
          James Joyce, Ludwig Wittgenstein und viele Texte aus dem Bereich Computer/Netzwerke 
          - teilweise mit Illustrationen - viele Texte liegen auch direkt im HTML- 
          Hypertext-Format vor. 
          Auch CD-ROM 'Auskopplungen' dieses immensen online-Bücherbestandes 
          (z.B. "Desktop BookShop") sind verfügbar. 
        
  28. Dabei stellt sich nicht nur das Problem, daß 
          es sich hierbei ausnahmslos um englische Texte handelt, sondern die 
          Zitierfähigkeit dieser aufgefundenen Textstellen leidet auch darunter, 
          daß die gebräuchlichen Angaben (etwa die exakte Seitenzahl 
          in dem entsprechenden Werk) aus dem elektronischen 'Scroll-Text' nicht 
          mehr ermittelt werden können. Siehe Anmerkung 43 
        
  29. In der Gebrauchsanweisung heißt es: "Dieses 
          kleine Werk [...] das jedermann erlaubt, nach Belieben hunderttausend 
          Milliarden Sonette zu bilden [...], ist alles in allem so etwas wie 
          eine Maschine zur Herstellung von Gedichten. [...] Mit jedem Vers (zehn 
          an der Zahl) kann man zehn verschiedene Verse in Übereinstimmung 
          bringen; es gibt also hundert verschiedene Kombinationen der beiden 
          Verse.; wenn man einen dritten hinzufügt, wird es tausend geben, 
          und für die zehn vollständigen Sonette aus vierzehn Versen 
          hat man also das oben genannte Ergebnis. [...] Wie LautrÇamont so schön 
          gesagt hat, die Poesie soll von allen gemacht werden, nicht von einem." 
          (Queneau, Raymond (1984), Hundertausend Milliarden Gedichte, 
          Frankfurt/Main, aus dem Französischen übertragen von Ludwig 
          Harig, Originaltitel (1961), Paris, o.S. aus gegebenem Anlaß!) 
        
  30. Die Expanded Books sind speziell für 
          Macintosh-Powerbooks entwickelt (640x400, S/W Grafiken, 4 MB) - ein 
          portables Environment, das ein komfortables Lesen digitaler Texte in 
          unterschiedlichen Umgebungen ermöglichen soll. 
          Der Bildschirm funktioniert als Buch: 
          -Markieren von Textpassagen per Schriftschnitt oder Anstreichung am 
          Rand 
          -Markierungen über 'Eselsohren' (mit Kommentar) und vier 'Büroklammern' 
          
          -Anmerkungen in kleinerer Schrift im Randbereich
          Darüber hinaus ist eine einfache Suchfunktion eingebaut, die sich 
          auch zum Erstellen eigener Index-Verzeichnisse verwenden läßt: 
          
          -durch Anklicken eines Wortes wird eine komplexe Suchfunktion ausgelöst 
          (Anzeige des gefundenen Wortes in Extra-Fenster, ggf. im Kontext, abspeicherbar)
          -Übernahmen von Textteilen in ein Notizbuch für komplexere 
          Anmerkungen, die (samt Zitat mit automatischer Stellenangabe) exportierbar 
          sind. 
          Nachdem die kalifornische Voyager Company schon eine Unzahl dieser elektronischer 
          Bücher (hauptsächlich 'klassische' Literatur und Bestseller) 
          für den amerikanischen Markt publiziert hat, ist jetzt die Programmoberfläche, 
          mit der diese elektronischen Bücher produziert worden sind, verfügbar: 
          das Expanded Book Toolkit. Das Umsetzten von Fließtext 
          in das Expanded Book-Format geschieht über eine einfache 
          Import-Funktion. Die oben beschriebenen Standard-Funktionen sind 
          dann sofort verfügbar. Editiert werden müssen dann nur noch 
          die gewünschten Querverbindungen (Links), etwa von Inhaltsverzeichnissen 
          auf die entsprechenden Seiten oder Verschlagwortungen nach Registerverzeichnissen. 
          Da das Toolkit auf 'Hypercard' aufsetzt, sind auch leicht Anpassungen 
          an spezielle Umgebungen möglich. 
          Voyager hat inzwischen auch einige multimediale CD- ROMs mit diesem 
          Toolkit produziert, die zu den interessantesten Produktionen (im Bereich 
          Literatur, Kunst, Wissensvermittlung) gehören: "Poetry in Motion" 
          Lesungen/Performances und Interviews amerikanischer Dichter - u.a. Bukowski, 
          Burroughs, Cage, Ginsberg - zu denen parallel die jeweiligen Textstellen 
          auf dem Bildschirm erscheinen. Das Anklicken einer bestimmten Textstelle 
          läßt die Lesung sofort zu eben dieser Stelle springen. Vgl 
          auch Marvin Minskys "The Society of Mind": die vernetzte Struktur von 
          dreihundertundacht Wissenspartikeln wird hier dem Leser zur assoziativen 
          Verknüpfung dargeboten - unterstützt durch teils animierte 
          Grafiken und digitale Videosequenzen. 
          Der Testlauf der bisher einzigen deutschen Veröffentlichung (Bukowskis 
          "Kaputt in Hollywood" vom Maro-Verlag) wurde wegen mangelnder Resonanz 
          leider eingestellt. 
        
  31. Sie stellen somit ein hervorragendes Distributions-Medium 
          für linear aufbereitete elektronische Dokumente dar, mit umfangreichen 
          tools für die Autoren, die allerdings für die 'elektronischen 
          Leser' nicht mehr verfügbar sind - es können z.B. keine Querverweise 
          mehr eingebaut werden, die Leseaktivitäten beschränken sich 
          auf Such-Operationen. 
        
  32. "Der Leser wird gebeten, diese Seiten wie ein 
          Kartenspiel zu mischen. Abheben darf er, falls er es wünscht, mit 
          der linken Hand, wie bei einer Kartenschlägerin. Die Reihenfolge, 
          in der die Blätter liegen, entscheidet über das Los des Mannes 
          X. [...] Von der Verkettung der Umstände hängt es ab, ob das 
          Geschehen gut oder schlecht endet. Ein Leben setzt sich aus vielerlei 
          Teilen zusammen. Aber die Zahl der möglichen Zusammensetzungen 
          -compositions- ist unendlich." 
          (Grimm, Reinhold (1965), Marc Saporta oder der Roman als Kartenspiel, 
          in : Sprache im technischen Zeitalter 14 / 1965, S. 1172-1184; 
          hier S. 1173) 
        
  33. Schwamm ist mit dem Programm "Hypercard" in 
          den Jahren 1988-91 (teilweise in Kooperation mit Freunden, Mitbewohnern, 
          Bekannten) von Detlev Fischer als ein komplexes Text-Bild- Netzwerk 
          angelegt worden. Der Autor versendet den jeweils neusten Stand des Projektes 
          gegen Einsendung von 4 HD-Disketten und Rückporto: Detlev Fisher, 
          15 Central Buildings, Warcrick RA, Coventry, CV36AJ, GB) 
          "Hypercard" (für Macintosh und das Pendant "Toolbook" für 
          Windows) ist der 'Klassiker' unter den Hypertext-Programmen mit folgenden 
          Merkmalen: 
          Objektorientierte Oberfläche, auf der sich komfortabel und einfach 
          Felder, Buttons, Grafiken etc. erstellen lassen; Karten- und Datei (Rollfenster)-Metapher 
          für Textdarstellung; Umfangreiche Navigationswerkzeuge; eine Scriptsprache 
          im Hintergrund sorgt für Erweiterbarkeit, gestaltbares Interface 
          (bis auf Betriebssystem-Ebene) komplexe Vernetzungen; durch konsequent 
          visuelles Interface-Design geeignet als Oberfläche zur Steuerung 
          hypermedialer Anwendungen (Ton und Bewegtbild-Einbindungen über 
          Quicktime / Video für Windows). 
          Neben Beispielanwendungen, die beiden Programmen beiliegen, sind für 
          die verschiedensten Bereiche Public-Domain-Anwendungen verfügbar: 
          Bibliographie- Datenbanken, Text-Generatoren ("Story Producer", "Fiction 
          Writers Guidelines", "HyperDraft" ...), Index-Generatoren, Zitatensammlungen 
          ... (12-49 $ bei HEIZER Software, 1941 Oak Park Blvd. Suite 30, P.O.Box 
          232019, Pleasant Hill, CA 94 523, USA) 
          Eine der interessantesten mit "Hypercard" erstellten Veröffentlichungen 
          ist"Beyond Cyberpunk. A do-It-Yourself Guide to the Future" (lauffähig 
          auf jedem Mac, 5 Disketten zu beziehen über Eastgate oder von den 
          Autoren: The Computer Lab, Rt. 4 Box 54C, Louisa, VA 23093, USA für 
          $ 35,-): Auf mehreren Text- und Bild-Fenstern können Manifeste, 
          Zeitschriften, Romane, Theorien, Standbilder aus Filmen - mit kleinsten 
          Sound- Beispielen untermalt - zur Computer- und Cyber- Kultur abgerufen 
          werden. Durch eine Vielzahl von Verweisen entsteht in Anlehnung an die 
          zitierten Texte, Comiks, Musiken und Filme ein sehr lebendiges Bild 
          der 'Computer-Underground'-Kultur. 
        
  34. "In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, 
          ein Leser nur seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers ist dabei 
          lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem Leser 
          reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst vielleicht 
          sonst nicht hätte schauen können." 
          (Proust, Marcel (1957),Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, 
          Band I-XIII, Frankfurt/Main , übersetzt aus dem Französischen 
          von Eva Rechel-Mertens, Originaltitel (1920), A la recherche du temps 
          perdu, Paris; hier: XIII: 329) siehe Anmerkung 12 
          und 13 
        
  35. Siehe Anmerkung 16 
        
  36. A.- Auf Knopfdruck beginnt die Maschine mit 
          dem 73. Kapitel (es öffnet sich Schublade 73); wenn man diese schließt, 
          öffnet sich Nr.1, und so fort. [...] 
          D.- Knopf, der zur Lektüre des Ersten Buches bestimmt ist, das 
          heißt fortlaufend vom 1. bis zum 56. Kapitel. Schließt man 
          die Schublade Nr.1 öffnet sich die Schublade Nr. 2, und so fort. 
          
          E.- Knopf, um die Maschine abzuschalten, sobald man den Endzyklus erreicht 
          hat: 58-131-58-131-58 usw. 
          F.- Bei dem Modell mit Bett öffnet dieser Knopf den unteren Teil 
          und das Bett steht bereit. [...] 
          In einer zusätzlichen Anleitung wird Knopf G erwähnt, den 
          der Leser im äußersten Fall drücken soll, und der dazu 
          dient, den ganzen Apparat in die Luft zu sprengen. 
          (CortÖzar, Rayuela (1979) Von einer anderen "Machine celibataire", in: 
          Reise um den Tag in 80 Welten, Frankfurt / Main 1979, S. 95-106, 
          übersetzt aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf, Originaltitel: 
          La vuelta al dia en ochenta mundos, Buenos Aires, 1979; hier: S. 104 
          ff) 
        
  37. "The Telephone Book is going to resist you. 
          Because it operates with the logic and theme of the switchboard, it 
          sets the destabilization of the receiver in motion. Your mission [...] 
          is to learn how to read with your ears. [...] At first you may find 
          the way the book runs to be disturbing, but we have had to break up 
          its typographical logic. Like an electrical impulse, it is flooded with 
          signals. To break through the hermetic sovereignty of the book, we have 
          simulated silence and false connections, suspending the soothing rhythm 
          of paragraphs and conventional divisions.[...] You will become sensitive 
          to the switching on and off of interjected voices, various calls. [...] 
          Answer as you would to the telephone, for the call of the telephone 
          is incessant [...] when you hang up, it does not vanish but waits in 
          the background. There is no switch to the technological. 
          (Avital Ronell, The Telephone Book, A User's Manual) 
        
  38. Es piept lang anhaltend. Die Verbindung steht. 
          Folgende Eingaben flitzen in Realtime über den Bildschirm, so daß 
          kaum Zeit zum Lesen bleibt: 
          "Geschwindigkeit für mich ist unumgänglich - email ist schnell 
          und der Alltag hier ist schnell, die Tage verändern sich Tag für 
          Tag -, da ich stets vor den offiziellen Worldnews liegen will. Indem 
          ich euch da draußen darauf vorbereite, daß in nächster 
          Zukunft etwas passiert, mache ich euch etwas unabhängiger vom Fernsehen 
          oder den Zeitungen. ( :- " (WAM, 18.7. 1992) 
          Wer mitschreiben möchte, sendet Beiträge in das Brett /T-NETZ/TAGEBUCH. 
          Wie? In die Betreffzeile zu dem Text und an den Anfang jedes Tagebuchtextes 
          bitte Namen, Ort und (Abfassungs)- Datum schreiben. 
          Um weder Leser noch Schreiber zu überfordern, sollte man einen 
          Umfang von etwa ein oder zwei Bildschirmseiten pro Woche als Richtmaß 
          ins Auge fassen. Wichtiger als Länge ist Kontinuität. Viel 
          Spaß beim Tagewerken. (Peter Glaser, 11.1.1993 20:53:33, der die 
          Übersetzungen und die Koordination des Projekts übernommen 
          hat. (p.glaser@bionic.zer.de) Das Brett T-Netz / Tagebuch ist in vielen 
          Netzen zu finden, so auch in der //BIONIC - Mailbox (Bielefeld): 0521/68000) 
        
  39. Einen wunderbaren Überblick über Netzwerk-Aktivitäten 
          bietet Volker Grassmuck, der auch - in Absetzung von der Gutenberg-Galaxis 
          - gleich ein neues Paradigma für das neue Zeitalter parat hat - 
          "Die Turing-Galaxis", die zunächst noch mit den Benutzermetaphern 
          der Gutenberg-Galaxis arbeitet: "Der Computer tut so, als sei er Schreibmaschine, 
          Gedrucktes und Bibliothek. [...] Bibliothekare gehörten zu den 
          ersten, die die neue Galaxis erschlossen und besiedelt haben. Mehr als 
          tausend Bibliothekskataloge sind heute online, über siebenhundert 
          digitale Zeitschriften, Hunderte von Volltextbüchern [...] Wir 
          beobachten heute einerseits, daß traditionelle Bibliotheken [...] 
          sich auf Volldigitalisierung und Vernetzung zuentwickeln. Andererseits 
          hat sich in der bislang wenig bibliophilen Matrix eine Hypertextoberfläche 
          herausgebildet, die die Millionen angeschlossenener Rechner effektiv 
          zu einer Gesamtbibliothek mit Fernleihe auf Tastendruck machen."(Grassmuck, 
          Volker R. (1995), Die Turing Galaxis. Das Universal-Medium auf dem Weg 
          zur Weltsimulation, in: Lettre International, Heft 28, I/95, 
          S. 48-55; hier: S. 51) 
        
  40. Auch die Leser des gedruckten Textes sollen 
          (im Ansatz) zumindest ein wenig die Bewegungen und Operationsweisen 
          nachvollziehen können, die als Merkmale hypertextueller Schreibweisen 
          beschrieben werden. Weitere Text- Transformationen im Kontext des Projekts 
          PooL- Processing (Heiko Idensen/Matthias Krohn - Hyper- Media-Projekte 
          seit 1987 - eine kurze Zusammenfassung zum Ansatz von PooL-Processing 
          findet sich in Seyfarth 1995), die diese Leserbeteiligung auf verschiedenen 
          Ebenen zu provozieren versuchen: 
          Eine Navigation durch die PooL-Datenbank zur Ars Elektronica 1989 (Idensen, 
          Heiko/Krohn, Matthias (1990a), "Connect it! Eine Navigation durch die 
          PooL-Datenbank zur Ars Electronica 1989", in: Ars Electronica (Hg.), 
          Im Netz der Systeme, Berlin, S. 123-140) ist der Versuch, das 
          Symposion "Im Netz der Systeme" in den Kontext anderer Materialien des 
          Medienkunstfestivals zu stellen: Beschreibungen, Entwendungen, Pastiches 
          von Installationen, Katalog- und Archiv-Texte mischen sich mit Passagen 
          aus den Vorträgen (Paul Virilio, der kurzfristig abgesagt hatte, 
          wird über Zitate aus seinen Veröffentlichungen wieder eingeschleust). 
          Die (übertrieben) utopischen Forderungen damaliger Medientheoretiker 
          werden in einem post-futuristischen "Manifest für virtuelle Produktionen" 
          persifliert: "Die Losung heißt nicht mehr, 'Der Autor muß 
          Agent der Massen sein!', sondern 'Aus Konsumgütern PRODUKTIONSMITTEL 
          machen!'; nicht mehr 'Alle Macht der Phantasie!', sondern 'Aus Projektionen 
          Projektile machen!' [...] Das Plagiat it notwendig! Wir alle sind Hacker, 
          Cyber-Punker, Kopisten, Simulanten, Neuromancer, Enzyklopädisten, 
          Kombinatoriker, Wunschmaschinen, Warhols, Ecos, Weibels, Sonys [...] 
          Freien Zugang zu allen Terminals, Datenbanken und Archiven! [...] 'BEAM 
          ME UP, SCOTTY!' " (ebd.: 139) 
          In "Bild-Schirm-Denken" (Idensen, Heiko/Krohn, Matthias (1994), "Bild-Schirm-Denken. 
          Manual für hypermediale Diskurstechniken", in Norbert Bolz/Friedrich 
          Kittler/Christoph Tholen (Hg.), Computer als Medium, München, 
          S. 245- 266) wird ein alphabetisch organisiertes Manual vorgelegt, das 
          aus kleinsten Operationen/Handlungen zusammengesetzt ist. Durch "Hin- 
          und Herschicken, Aussieben, Umschreiben, Löschen, Kopieren" (ebd.:246) 
          kleinster Theorie-Momente hat sich diese Textur herausgebildet, die 
          mit zahlreichen Querverweisen durchsetzt ist, um den Leser zum Navigieren 
          durch den Text anzuregen:. "Das vorliegende Glossar soll zu einem enzyklopädischen 
          Gebrauch anregen: Nachschlagen, Querverweisen folgen, Querlesen und 
          - denken. (ebd.:245) 
          Der Text "Zur Natur digitaler Medienwelten" (Idensen, Heiko (1994), 
          "Hypermedia- Kulturtechniken: Zur Natur digitaler Medienwelten", in: 
          Jan Berg/Kay Hoffmann (Hg.), Natur und ihre filmische Auflösung, 
          Marburg, S.S.21-52) wird vor dem Auge des Lesers auf einen Computer- 
          Bildschirm projiziert (als Animation, Bildschirm- Schoner, durchsetzt 
          von Systemmeldungen und entsprechenen Eingaben als Regieanweisungen). 
          Die Entstehung von Texten aus Datenbanken und Versatzstücken aus 
          Netzwerken mit Hilfe eines intelligenten Screen-Writers wird simuliert: 
          Die Entstehung des Textes beim Klicken. (zu online-Aktivitäten 
          siehe Anmerkung 49). 
        
  41. So lamentiert Bolter in seinem Buch "Writing 
          Space" (Bolter, Jay David (1991), Writing Space. The Computer, 
          Hypertext, and the History of Writing, Hillsdale), daß der 
          lineare Drucktext das Heraufkommen des elektronischen Buches nur annäherungsweise 
          beschreiben kann, weil der vielfach verzweigten Struktur des elektronischen 
          Text-Netzwerks die lineare Organisationsweise der Druckkultur mit ihren 
          Unterordnungen und Übergängen gegenübersteht. Am schwersten 
          sei ihm dabei der Rückfall vom vielstimmigen Hypertext in die monotone 
          auktoriale Stimme einer einzigen (Autor-) Instanz gefallen. (ebd.:IX) 
        
  42. Dieses (vermeintliche) Ende wird in der Nachfolge 
          McLuhans (Mc Luhan, Marshal (1968), Die Gutenberg-Galaxis. Das Ende 
          des Buchzeitalters, Düsseldorf und Wien, übersetzt aus 
          dem Amerikanischen von Dr. Max Nänny, Originaltitel (1962), The 
          Gutenberg Galaxy, Toronto) von der aktuellen Medientheorie besungen 
          und teilweise auch durch die Entwicklung neuer Diskursformen entsprechend 
          in Szene gesetzt. (Lyotard 1982, Baudrillard 1982, Kittler 1993, Bolz 
          1993, Flusser 1987, Rötzer 1991 und 1993, Virilio 1993) - Solche 
          "leeren Verweise" sind in digitalen Texten nicht üblich. Während 
          die Verfasser (gedruckter) Texte sich durch eine Überfülle 
          von Verweisen auf 'anerkannte' Diskurse selbst einen Autoritätszuwachs 
          erhoffen - dieser 'hermeneutische Zirkel' schließt natürlich 
          auch den Leser mit ein, der die geläufigen 'Stellen' zu kennen 
          hat -, verzweigen digitale Texte tatsächlich zu den entsprechenden 
          'Stellen'. Eine solche radikaldemokratische Zugriffsweise auf die neuen 
          Wissensformationen läßt die telematischen Kulturen auch im 
          Lichte utopischer Gesellschaftsentwürfe erscheinen. (S.a. Idensen, 
          Heiko (1993), "Hypertext als Utopie", in: nfd (Zeitschrift für 
          Informationswissenschaft und -praxis), 1-93, S. 37-42). 
        
  43. So zeigt dann auch ein Vergleich der Rezeption 
          des gedruckten Textes einerseits und der Hypertext-Version von "Writing 
          Space" (Bolter 1991) andererseits, daß zwischen der emphatischen 
          Hypertext-Theorie und der praktischen Umsetzung durchaus noch eine große 
          Kluft liegt. Das einfache (mediale) Umsetzen (Digitalisieren) von gedruckten 
          Texten in eine digitale Form ist erst der Anfang - das Umsetzen poetischer 
          und textueller Strategien in eine interaktive digitale Dramaturgie - 
          die dann auch dem Leser außer Klicken und Scrollen entscheidende 
          Aktivitäten ermöglichen - ist die eigentliche Herausforderung. 
          S.a. Riehm, U.; Böhle, K.; Wingert, B.(1992b), Bücher über 
          Hypertext und Hypertexte der Bücher. Erfahrungen aus einer Evaluation, 
          Karlsruhe 
        
  44. Dem Wechsel von der oralen zur Druckkultur (siehe 
          Ong 1987) steht jetzt ein nicht minder radikaler Übergang zu einer 
          digitalen Netzwerk-Kultur gegenüber - siehe auch Flusser (1985), 
          Rheingold (1991), Heim (1993). Vgl Anmerkung 6 und 22. 
        
  45. Gregory Ulmer (1989) umschreibt solche Diskursexperimente 
          ironisch als eine Fortsetzung der dekonstruktivistischen Diskurstheorien 
          mit medialen Mitteln und verbindet in "Teletheory" Technikkultur, 
          Wissenschaft, Populärkultur und Alltagsleben. Als Antwort auf die 
          Reduktionen (Postmans und anderer) der Neuen Medien auf die Bild-Aspekte 
          (des Fernsehens) sucht er nach einer neuen Praxis "elektronischen Denkens": 
          "I would like us to participate in the invention of a style of thought 
          as powerful and productive as was the invention of conceptual thinking 
          that grew out of the alphabetic apparatus. I want to learn how to write 
          and think electronically - in a way that supplements without replacing 
          analytical reason" (ix) 
        
  46. siehe Anmerkung 40 
        
  47. Programmoberfläche: Storyspace. Im Gegensatz 
          zu gängigen Textverarbeitungs-, Desktop-Publishing- oder auch präsentationsorientierten 
          Hypertext-Programmen liegt der Schwerpunkt von Storyspace darin, spontane 
          Schreib-Prozesse zu unterstützen und Strukturen für das Zusammenspiel 
          und die Verknüpfung von Ideen zur Verfügung zu stellen. Erreicht 
          wird diese Funktionalität durch eine Verräumlichung des Schreibaktes: 
          Die kleinsten Schreibeinheiten (Writing- Spaces) werden als Boxen 
          visualisiert, zwischen denen Querverbindungen durch (benennbare) Pfeile 
          hergestellt werden können. Schreiben und Lesen wird zu einem Akt 
          dynamischer Vernetzung von Ideenfragmenten, zu einem grafischen Mapping 
          von Gedankenbildern. Zur elektronischen Weitergabe der Dokumente liegen 
          eine Vielzahl unterschiedlicher Reader vor, die als selbständige 
          Programme ablaufen. Mac und Windows-Versionen sind datenkompatibel (Quicktime-Einbindung 
          und HTML-Export - zum Aufbau von Hypertext-Dokumenten im WWW- bisher 
          nur in der Mac-Version). 
          Informationen zum Programm und zu Hypertext- Projekten über:  http://northshore.shore.net/~eastgate/ 
        
  48. siehe Anmerkung 5 
        
  49. Eine Möglichkeit, aus diesem gedruckten 
          Text heraus woandershin zu kommen, liegt darin, den Computer anzuschalten 
          und einen WWW- Browser zu starten. Eine Home-Seite mit interessanten 
          Reisezielen (Verzeichnissen von Verzeichnissen, Verzeichnissen von online- 
          Books und Magazinen, Kunst- und Literaturprojekten, sozialen Topographien 
          ...) kann angefordert werden bei h.idensen@bionic.zer.de - oder ist 
          unter: "a.a.0." einzusehen in der Imaginären Bibliothek:  http://www.uni- hildesheim.de/ami/pool/home.html. 
          Hier finden sich auch Umsetzungen einiger literarischer Hypertext-Experimente, 
          sowie einige elektronische Essays von PooL-Processing. Im Kontext der 
          jährlichen Tagungen "HyperCult" an der Universität Lüneburg 
          erscheint eine Hypertext-CD-ROM, die die meisten der hier angesprochen 
          Hypertexte enthält. (Information: Martin Schreiber: 04131-714472)